Der Fragenkatalog

Seit Bekanntmachung des Projekts sorgen sich die betroffnen Gemeinden, Flächeneigentümer und -Nutzer über die genaue Umsetzung der drohenden Wiedervernässung. Trotz einiger Informationsveranstaltungen bleiben viele Fragen unbeantwortet. Im den Ungewissheiten zu begegnen veröffentlichten die Projektinitiatoren einen Fragenbogen samt dazu gehörigen Antworten. Dieser ist hier zu finden. 

Die Antworten darin sind sehr unspezifisch und werfen noch mehr Fragen auf.

Häufig gestellte Fragen zum geplanten ANK (Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz) Projekt Niederoderbruch

Inhalt
1 Projekt: Ziele, Hintergrund, Gebiet, Ablauf, Förderung
1.1 Wer ist für das Projekt verantwortlich?
1.2 Welches sind die Projektziele?
1.3 Warum ist das Projekt wichtig?
1.4 Was ist die Vision des Projektes?
1.5 Warum ist das Niederoderbruch und Untere Finowtal so besonders?
1.6 Wie ist die Projektidee entstanden?
1.7 Warum ist das Projektgebiet so groß?
1.8 Wie soll das Projekt ablaufen?
1.9 Sollen die Maßnahmen im gesamten Oderbruch stattfinden?
1.10 Aus welchem Förderprogramm soll das Projekt bezahlt werden?
1.11 Was sind die Chancen des Projektes?
1.12 Wie erfahren Anwohner:innen von dem Projekt?

2 Beteiligungsmöglichkeiten
2.1 Wie sehen die Beteiligungsmöglichkeiten aus?
2.2 Können Maßnahmen für die Umsetzungsphase noch neu aufgenommen werden?
2.3 Wie wichtig ist Akzeptanz für das Projekt?

3. Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz
3.1 Wirken sich die Maßnahmen auf den Hochwasserschutz aus?
3.2 Wie sieht die Zusammenarbeit mit dem Gewässer- und Deichverband (GEDO) und dem WBV Finowfließ aus?
3.3 Was ist ein flurnaher Wasserstand?
3.4 Wie hoch sind die derzeitigen Wasserstände?
3.5 Wird Infrastruktur für Hochwasserereignisse wie z. B. Deiche über das Projekt gefördert?

4. Landwirtschaft
4.1 Ist zu befürchten, dass durch das Projekt ein Großteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche verloren geht?
4.2 Wird eine Mutterkuhhaltung weiterhin möglich sein?
4.3 Was soll mit der Biomasse aus Nasswiesen geschehen, wenn diese nicht mehr für die Mutterkuhhaltung infrage kommt?
4.4 Bietet das Projekt eine Unterstützung für Betriebe während der Umstellungsphase an?4.5 Werden Landwirtschaftsbetriebe im Nebenerwerb ebenso berücksichtigt?
4.6 Veränderte Wasserstände erfordern möglicherweise eine veränderte Wege-Infrastruktur. Kann das Projekt dies finanzieren?

5. Eigentümer:innen
5.1 Sind Schäden an Gebäuden zu befürchten?
5.2 Können wasserbauliche Maßnahmen umgesetzt werden, ohne dass die Flächeneigentümer:innen davon Kenntnis haben?
5.3 Ist ein Wertausgleich für Eigentümer:innen landwirtschaftlicher Flächen vorgesehen? 5.4 Viele Häuser haben jetzt schon nasse Keller. Wie soll das nach einer Erhöhung der Wasserstände werden?
5.5 Wann werden Eigentümer:innen beteiligt?
5.6 Wonach werden die Preise für den Flächenkauf und die Entschädigung bestimmt?

6. Besucherlenkung und Tourismus
6.1 Was kann das Projekt für die Gemeinde tun?
6.2 Die Biosphärenreservats-Verordnung verbietet eine Befahrung der Wriezener Alten Oder und des Bad Freienwalder Landgrabens. Was soll konkret für den Kanutourismus getan werden?

7. Klimaschutz
7.1 Mit dem Projekt soll etwas für den Klimaschutz getan werden. Aber ist das denn gerechtfertigt?
7.2 Was kann konkret an CO2-Äquivalenten eingespart werden, wenn der Wasserstand angehoben wird?
7.3 Überstaute Moore setzen zunächst höhere Mengen Methan frei. Wie passt das zusammen?

8. Sonstiges
8.1 Kann eine Moorvernässung eine Insektenplage nach sich ziehen?
8.2 Unsere Gemeinde plant derzeit Infrastrukturvorhaben im Projektgebiet. Ist dies dann noch möglich, sollte das Projekt bewilligt werden?
8.3 Bei Amalienhof darf Torf für die Kurklinik Bad Freienwalde entnommen werden. Wie soll es weitergehen? 

1 Projekt: Ziele, Hintergrund, Gebiet, Ablauf, Förderung
1.1 Wer ist für das Projekt verantwortlich? 
Der WWF Deutschland wird als Projektträger verantwortlich für die Umsetzung des Projektes sein. Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe und das Landesamt für Umwelt Brandenburg mit dem UNESCOBiosphärenreservat Schorfheide-Chorin sind Projektpartner. 

1.2 Welches sind die Projektziele?
Die wichtigsten Ziele des Projektes sind:

  • Entwicklung einer zukunftsfähigen Bodennutzung mit hoher lokalen Wertschöpfung
  • Anpassung der landwirtschaftlichen Infrastruktur, Bewirtschaftungsmethoden und Technik an hohe Wasserstände
  • Schutz der Moorböden durch Einstellung eines ganzjährig oberflächennahen Wasserstandes
  • Optimierung des Wassermanagements
  • Verringerung von Treibhausgasemissionen aus entwässerten Moorböden
  • Verringerung der Schöpfwerkskosten
  • Verbesserung der Lebensraumbedingungen für Arten der Feuchtgebiete
  • Besucherlenkung und Steigerung der touristischen Attraktivität
  • Entwicklung und Umsetzung eines Konzeptes für eine Möglichkeit ruhiger, landschaftsbezogener Erholung (Wandern, Radfahren, Wasserwandern) 
  • Errichtung von Aussichtsmöglichkeiten und Naturerlebnispfaden sowie Beruhigung sensibler Bereiche 


Die landwirtschaftlichen Flächen sollen unter der Maßgabe einer hohen Wertschöpfung weiter bewirtschaftet werden können. Um die o. g. Projektziele zu erreichen, soll die Bewirtschaftung (einschließlich der eingesetzten Maschinen) an die angestrebten höheren Wasserstände angepasst werden. Eine regelmäßige oder gar dauerhafte Überflutung der Flächen ist nicht vorgesehen. Der Wasserstand soll möglichst oberflächennah gehalten werden, um die Moore langfristig zu stabilisieren, zu schützen und für nachfolgende Generationen zu erhalten. 
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Kritik von IG Erhalt Niederoderbruch:
Wie ist "hohe lokale Wertschöpfung" definiert? und wie genau soll das erreicht werden?  Das wird weder im Fragenkatalog noch im Projektantrag deutlich. Entscheidend sind hierbei die Deckungsbeiträge je Hektar Nutzfläche. Außerdem müssen die Betriebsgrößen und die Anzahl landwirtschaftlicher Mitarbeiter erhalten bleiben!
Wie soll die touristische Attraktivität genau gesteigert werden? Wer schaut sich gerne einen Sumpf an? Wasserwandern ist jetzt schon durch die VO "Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin" eingeschränkt. Rad- und Wanderwege sind vorhanden, aber leider in einem desolaten Zustand. Es werden Investitionen zur Erneuerung der Wege und Deiche gebraucht. Allerdings  ist laut Projektantrag dafür kein Geld vorgesehen.

1.3 Warum ist das Projekt wichtig?
Nachhaltig kann eine Bewirtschaftung genannt werden, wenn sie auch noch für nachfolgende Generationen möglich sein wird, da sie die Ressourcen, von denen sie abhängt, nicht aufbraucht. Wasserverfügbarkeit und fruchtbare Böden sind die wichtigsten Ressourcen der Landwirtschaft. Durch die derzeitige Nutzung, die geringe Wasserstände voraussetzt, werden die Böden jedoch ständig und nicht wiederherstellbar aufgebraucht. 
Durch die Komplexmelioration der 1960er und 1970er Jahre wurde der Landschaft das Wasser entzogen. Der Einfluss von Sauerstoff ermöglichte Mikroorganismen, den über Jahrtausende aus totem Pflanzenmaterial aufgebauten organischen Teil des Bodens, den sogenannten Torf, zu zersetzen. Der Zerfall geschieht etwa zehnmal so schnell wie der Aufbau: Ein natürliches Moor kann etwa einen Millimeter Torf pro Jahr bilden, während ein entwässertes Moor einen Zentimeter Torf pro Jahr verliert. 
Die Entwässerung von Mooren setzt große Mengen Treibhausgase frei. Zudem lässt sie einen Boden zurück, der wasserabweisende Eigenschaften entwickelt. Dies ist daran zu erkennen, dass Regenwasser auf den Flächen Pfützen bildet, obwohl der Boden nicht mit Wasser gesättigt ist. 
Weiterhin verlieren Feuchtgebiete durch Entwässerung und Regulierung immer mehr Lebensraumqualität für die an sie angepassten Arten. Es geht also auch um die Entwicklung von Lebensräumen für Tier- und Pflanzenarten, die seit Jahrhunderten im Niederoderbruch und Unteren Finowtal leben und heute akut bedroht sind. Hierzu zählen selten gewordene Wiesenbrutvogelarten wie Bekassine und Kiebitz, Schmetterlinge wie der Große Feuerfalter und Schneckenarten wie die Schmale und Bauchige Windelschnecke. 

1.4 Was ist die Vision des Projektes? 
Ziel ist eine vielfältige und strukturreiche Kulturlandschaft mit hohem Artenreichtum und einem hohen Erholungswert. Die Wiederherstellung und Errichtung von Wasserbauwerken soll ein Wassermanagement ermöglichen, das landwirtschaftlichen und ökologischen Ansprüchen gleichermaßen gerecht wird. Gemeinsam mit den landwirtschaftlichen Betrieben werden neue Wege entwickelt, wie Moore wirtschaftlich und gleichzeitig schonend bewirtschaftet werden können. Förderprogramme für nasse Nutzungsformen honorieren den Aufwand der Landwirte zusätzlich. Feuchtgebiete können vielen seltenen Arten einen geeigneten Lebensraum bieten – z. B. den Rotbauchunken und Laubfröschen in den Gewässern, Schlangen-Knöterich und Wiesen-Orchideen auf den Feuchtwiesen. Grünflächen werden einerseits mit Rindern beweidet, andererseits mit moorangepasster Technik gemäht. Der Aufwuchs wird lokal weiterverwertet und erhöht die lokale Wertschöpfung. Biomasse wird teils energetisch verwendet, teils stofflich als Papierersatz, Dämmstoff oder Erosionsschutzmatte. Nasse Wiesen mit einer späten Mahd sind im Sommer von Seggengräsern, Kräutern und Schilf bestanden und werden von zahlreichen Vogelarten als Brutplatz genutzt. Ackerflächen auf Nicht-Moorböden können weiterhin ackerbaulich genutzt werden. Die trockenen Randhänge werden regelmäßig von Schäfer:innen mit Herden beweidet. Die durch das Projekt geförderte Infrastruktur ermöglicht Anwohner:innen und Schulklassen der Region besondere Naturerlebnisse. Das Projekt trägt durch den Erhalt von Moorböden zur Verlangsamung des Klimawandels bei. Dies kann beispielgebend für andere Moorregionen sein, die vor denselben Herausforderungen stehen. 

1.5 Warum ist das Niederoderbruch und Untere Finowtal so besonders? 
Das Niederoderbruch und Untere Finowtal war ursprünglich eine eindrucksvolle, durch Flüsse wie Oder und Finow geprägte großräumige, gewässerreiche Moorlandschaft. Infolge der hohen Wassersättigung konnte das abgestorbene Pflanzenmaterial nicht verrotten, sondern bildete Torf. Diese Torfauflagen sind bis zu zwölf Meter mächtig. Den Torfbildungsprozess kann man mit dem Einlegen von sauren Gurken vergleichen, die unter Luftabschluss konserviert bleiben. Auch heute gibt es im Gebiet Niederoderbruch und Unteres Finowtal noch zusammenhängende Moorböden mit einer Fläche von ca. 1.500 Hektar, was mehr als 2.100 Fußballfeldern entspricht. 
Durch Entwässerung wurden die Moore urbar gemacht und haben über Jahrzehnte eine durch Grünlandnutzung geprägte Landwirtschaft ermöglicht. 
Über die Nutzung der Moorböden hinaus bietet das Gebiet seit Jahrhunderten vielen heute stark gefährdeten Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. In vielen Regionen Deutschlands sind diese Arten schon ausgestorben. 

1.6 Wie ist die Projektidee entstanden?
Aufgrund der starken Entwässerung in der größten Moorlandschaft im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin besteht großer Handlungsbedarf sowohl aus landwirtschaftlicher als auch naturschutzfachlicher Sicht. Die Sommertrockenheit führt teilweise bereits jetzt zu abnehmenden Erträgen. Jedes Jahr werden pro Hektar ca. 20 Tonnen Treibhausgase emittiert. Die Lebensraumbedingungen für typische Tier- und Pflanzenarten der Feuchtgebiete und Moore haben sich stark verschlechtert (z.B. Großer Feuerfalter, Windelschnecke, Bekassine, Kiebitz, Trauerseeschwalbe und Fischotter). Dies führte bereits zu einem deutlichen Rückgang typischer Arten. 

1.7 Warum ist das Projektgebiet so groß? 
Insgesamt umfasst das Projektgebiet eine Fläche von 7.100 Hektar. Es umfasst die Niederung des Unteren Finowtals und Niederoderbruchs einschließlich ihrer Randhänge, da dies als landschaftliche Einheit betrachtet wird. Weiterhin umschließt es den Bereich der Zuflüsse zwischen Sommerfelde und Tornow. Maßnahmen werden nicht auf der gesamten Projektfläche umgesetzt. Der Fokus liegt auf den ca. 1.500 ha Moorböden sowie den Trockenrasen. 

1.8 Wie soll das Projekt ablaufen? 
Das Projekt startet mit einer zunächst dreijährigen Planungsphase ab Herbst 2024. Dabei werden ein Pflege- und Entwicklungsplan aufgestellt und hydrologische Planungen vorgenommen. Vorgesehen sind zudem Untersuchungen zum Hochwasserschutz sowie Machbarkeits- und sozioökonomische Studien um belastbare, verlässliche Grundlagen für die Umsetzungsphase zu erhalten. Einen weiteren Schwerpunkt der Voruntersuchungen bilden eingehende Analysen zur Vermarktung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus nasser Grünlandbewirtschaftung. Um vor Ort auf einer kleinen Fläche die Auswirkungen einer Anhebung von Wasserständen zu veranschaulichen, soll in der Planungsphase ein Probestau gesetzt werden. Dies wird in Absprache mit den Flächeneigentümer:innen und Bewirtschafter:innen umgesetzt. Basierend auf den Planungen und Gesprächen mit Eigentümer:innen, Kommunen, Landwirtschaftsbetrieben und den Wasser- und Bodenverbänden werden konkrete Maßnahmen für die Umsetzungsphase entwickelt. Nach Abschluss der Planungsphase wird ein separater Antrag an die Fördermittelstelle für die zehnjährige Umsetzungsphase gestellt. Für diesen Antrag ist die Akzeptanz vor Ort entscheidend. Während der Umsetzungsphase unterliegen viele Maßnahmen behördlichen Genehmigungsverfahren. So ist insbesondere für jede Änderung des Wasserregimes ein behördliches Verfahren in Form einer wasserrechtlichen Genehmigung oder eines Planfeststellungsverfahrens erforderlich, an dem die betroffenen Nutzer:innen und Eigentümer:innen beteiligt werden. Die Entscheidung, ob die geplante Maßnahme genehmigungsfähig ist, liegt bei der zuständigen Wasserbehörde. 

1.9 Sollen die Maßnahmen im gesamten Oderbruch stattfinden? 
Nein. Das Projektgebiet beschränkt sich auf das Niederoderbruch und Untere Finowtal. Das Projekt sieht keine Änderungen der Wriezener Alten Oder und der Wehre bzw. Schleusen bei Hohensaaten vor. 

1.10 Aus welchem Förderprogramm soll das Projekt bezahlt werden?
Das Biosphärenreservat hat zusammen mit dem WWF Deutschland und der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe einen Projektantrag beim Bundesamt für Naturschutz (BfN) auf Basis der Richtlinien der chance.natur-Bundesförderung eingereicht. Die Mittel stammen aus dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK). 

1.11 Was sind die Chancen des Projektes?
Im Niederoderbruch wird aktuell viel Energie dafür eingesetzt, ein Schöpfwerk zu betreiben, das die Polderfläche zugunsten einer möglichst trockenen Landwirtschaft entwässert. Hierdurch werden die Moorböden im Sommer teilweise einen Meter tief entwässert. In der Folge zersetzt sich der Torf und die Geländeoberfläche wird niedriger. Hierdurch läuft das Wasser schlechter ab. Perspektivisch muss immer mehr Energie verwendet werden, um Wasser aus dem Gebiet zu pumpen. Gleichzeitig beklagen ansässige Landwirt:innen die Sommertrockenheit und fehlende Möglichkeiten für den Wasserrückhalt. Das Projekt bietet die Möglichkeit, eine neue Form des Wassermanagements zu etablieren, welche die Schöpfwerkskosten verringert und die Moorböden vor weiterer Zersetzung schützt. Die Betriebe werden zukunftsfest gemacht und bei der Entwicklung einer nachhaltigen Nasswiesenbewirtschaftung unterstützt. Hierzu gehören Investitionen in Infrastruktur, Technik und Verarbeitung. Möglichkeiten für eine Erholungsnutzung wie Radwege oder Wasserwandererplätze werden zunächst in einem Konzept erarbeitet und durch Abstimmungen mit den Kommunen umgesetzt. Damit ergeben sich Synergieeffekte für die Anwohner:innen und für den Tourismus. 

1.12 Wie erfahren Anwohner:innen von dem Projekt? 
Zum Projektauftakt ist eine große Informationsveranstaltung vorgesehen. In der dreijährigen Planungsphase werden ca. 15 größere Veranstaltungen einschließlich Exkursionen durchgeführt, die für die allgemeine Öffentlichkeit bestimmt sind. Über anstehende Termine wird rechtzeitig, öffentlich und über mehrere Kanäle informiert. Weiterhin steht das Projektteam ab Projektbeginn jederzeit für Fragen zur Verfügung. Im Frühjahr und Sommer 2024 werden Exkursionen angeboten. 

2 Beteiligungsmöglichkeiten
2.1  Wie sehen die Beteiligungsmöglichkeiten aus? 
Ziel des Projektes ist eine aktive Beteiligung und enge Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren. Wenn das Projekt bewilligt ist, wird eine Projektbegleitende Arbeitsgruppe (PAG) eingerichtet, welche die Erstellung des Pflege- und Entwicklungsplans begleitet. Diese setzt sich zusammen aus dem Fördermittelgeber, dem Projektträger und den Projektpartnern, Kommunalvertreter:innen, Vertreter:innen der Landwirtschaft, den Unteren Naturschutzbehörden, Landwirtschaftsämtern und Unteren Wasserbehörden der Landkreise Märkisch-Oderland und Barnim, dem Gewässer- und Deichverband Oderbruch (GEDO) und dem Wasser- und Bodenverband (WBV) Finowfließ. Diese PAG kommt halbjährlich zusammen. 
Darüber hinaus werden themenspezifische Arbeitskreise eingerichtet, welche die Planung des Projektes begleiten und in Einzelfällen die praktische Umsetzbarkeit der geplanten Maßnahmen bereits in der Planungsphase lokal testen können. Regionale Akteure aus Landwirtschaft, Kommunen, Wasserwirtschaft und dem Tourismus werden von Beginn an über die Arbeitskreise beteiligt. Aktuell geplant sind drei Arbeitskreise, die nach Bedarf um weitere ergänzt werden können. 

 2.2 Können Maßnahmen für die Umsetzungsphase noch neu aufgenommen werden? 
Ja. Maßnahmen, die der Zielerreichung dienen, können auch noch während der dreijährigen Planungsphase aufgenommen werden. 

2.3 Wie wichtig ist Akzeptanz für das Projekt?
Die Akzeptanz ist für das Projekt sehr wichtig. Ein unabhängiges Moderationsbüro untersucht ab Beginn der Planungsphase den Rückhalt der Projektentwicklung. Zum Ende der Planungsphase wird die Akzeptanz für die gemeinsam gestalteten Maßnahmen durch das Moderationsbüro eingeschätzt und den Fördermittelgebern zur Bewertung übersandt. Das Ergebnis wird entscheidend für die Fortführung des Projektes sein. Im Rahmen des kontinuierlichen Moderationsprozesses kann Kritik entweder direkt an das Projektteam oder an das Moderationsbüro übergeben werden. 

3 Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz
3.1 Wirken sich die Maßnahmen auf den Hochwasserschutz aus? 
Maßnahmen dürfen nur dann umgesetzt werden, wenn sie keine negativen Auswirkungen auf den Hochwasserschutz haben. Nach erster Einschätzung des zuständigen Referates des Landesamtes für Umwelt wird der Hochwasserschutz durch das Projekt nicht beeinträchtigt. Die verantwortlichen Expert:innen des GEDO (Gewässer- und Deichverband Oderbruch) und des Landesamts für Umwelt werden während der Projektlaufzeit einbezogen. Jede Maßnahme, die sich auf den Wasserhaushalt auswirken könnte, obliegt einem behördlichen Genehmigungsverfahren. Dieses Verfahren wird von der zuständigen Wasserbehörde geführt. 

3.2 Wie sieht die Zusammenarbeit mit dem Gewässer- und Deichverband (GEDO) und dem WBV Finowfließ aus?
Die Wasser- und Bodenverbände bleiben kontinuierlich einbezogen, weil das Projektteam auf deren Fachwissen und Gebietskenntnisse angewiesen ist. Das Projekt wird die Wasser- und Bodenverbände in ihrem Ziel unterstützen, das Wassermanagement im Gebiet zu verbessern und der Sommertrockenheit entgegenzuwirken. Es bietet die Möglichkeit, in enger Kooperation die Umsetzung von bereits seit Jahren vorgesehenen Maßnahmen, wie die Errichtung von Stauanlagen,zu finanzieren. 

3.3 Was ist ein flurnaher Wasserstand? 
Flurnah ist ein Wasserstand von maximal 20 Zentimetern unter der Bodenoberfläche bis zur Geländeoberfläche 

3.4 Wie hoch sind die derzeitigen Wasserstände? 
Die Wasserstände sind ungleichmäßig und jahreszeitlich teilweise stark schwankend. Insbesondere im Bereich des Lieper Polders ist das Problem der Sommertrockenheit bei einigen Landnutzern und dem GEDO bekannt. Das bedeutet, dass in den Sommermonaten durch die hohe Verdunstung und einen zu geringen Zufluss das Grundwasser stark absinkt. Auch wenn das Schöpfwerk in diesem Fall für einige Zeit nicht läuft, kommt nicht genügend Wasser nach. 8 Das Schöpfwerk Liepe entwässert den Lieper Polder über niedrig gehaltene Wasserstände der Zulaufgräben. Dieser Wasserstand liegt bei ca. 0,4 Meter Normalhöhennull (NHN). Im September 2023 wiesen schöpfwerksnahe Flächen einen Wasserstand von 0,9 Meter unter Flur auf. Im östlichen Finowtal liegt der Wasserstand der Entwässerungsgräben ca. 2 Meter unter Flur. Dennoch staut sich das Wasser stellenweise auf den stark zersetzten Torfschichten, da diese das Wasser nicht mehr gut leiten können. In der Planungsphase werden Messpegel zur Beobachtung der Wasserstände in Grundund Oberflächenwasser installiert. 

3.5 Wird Infrastruktur für Hochwasserereignisse wie z. B. Deiche über das Projekt gefördert?
Nein, eine Anpassung an Hochwasserereignisse kann über dieses Projekt nicht finanziert werden. Hierfür bleibt das Landesamt für Umwelt (LfU) bzw. der Gewässer- und Deichverband (GEDO) verantwortlich 

4 Landwirtschaft
4.1 Ist zu befürchten, dass durch das Projekt ein Großteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche verloren geht? 
Die Kulturlandschaft mit ihrem charakteristischen Offenland wird durch eine angepasste Bewirtschaftung erhalten. Projektziel ist nicht, die landwirtschaftliche Fläche zu verkleinern. Ein großflächiger Überstau, d. h. ein Wasseraustritt auf das Gelände, ist ebenfalls nicht Ziel des Projektes. Vielmehr geht es um eine Umstellung der Landwirtschaft auf flurnahe Wasserstände. Hierzu bietet das Projekt die Möglichkeit, Technik bereitzustellen, die z. B. den Bodendruck der landwirtschaftlichen Maschinen verringert und eine effiziente Bearbeitung unter geänderten Standortbedingungen ermöglicht. Ein besonderer Schwerpunkt wird darin liegen, wirtschaftlich tragfähige Verwertungsverfahren aufzuzeigen und gemeinsam mit den teilnehmenden Betrieben umzusetzen und zu begleiten. 
Das Projekt möchte und darf keine wirtschaftlichen Existenzen gefährden. Alle Betriebe sollen mit ihren Flächen zukunftsfest gemacht werden. 

4.2 Wird eine Mutterkuhhaltung weiterhin möglich sein?
Im Gebiet gibt es bereits einige Rinderherden, die auf nassen Flächen weiden. Auf feuchten Randbereichen und nassen Teilflächen soll eine Rinderbeweidung zukünftig weiterhin möglich sein. Durch eine Anhebung der Wasserstände könnten Teilflächen für eine Beweidung durch herkömmliche Rinderrassen zu nass werden. Das Projekt bietet hier die Möglichkeit, interessierte Betriebe bei der Findung von Alternativen in enger Kooperation zu unterstützen und zu begleiten. 

4.3 Was soll mit der Biomasse aus Nasswiesen geschehen, wenn diese nicht mehr für die Mutterkuhhaltung infrage kommt? 
Das ist eine Schlüsselfrage. Durch die Erhöhung von Grundwasserständen ist zumindest für Teile der Wiesen und Weiden davon auszugehen, dass sich die Futterqualitäten verringern. Das kann dazu führen, dass neue Möglichkeiten der Nutzung und Verwertung entwickelt werden müssen. Hierfür sollen wirtschaftliche Konzepte für den Einzelbetrieb erarbeitet werden. Die Verwertungsfrage muss bereits im Laufe der Planungsphase geklärt werden. Hierfür wird das Projektteam Kontakte zur Industrie und zu Energieversorgungsunternehmen vermitteln, die aufgrund der Rohstoff- und Energieknappheit gegenwertig sehr an diesem Thema interessiert sind. Welche konkrete Verwertung für den einzelnen Betrieb vor Ort lukrativ ist und zu seinem individuellen Profil und zur Region passt, kann derzeit noch nicht abschließend gesagt werden. Das Projekt soll jedem interessierten Betrieb 9 umsetzungsfähige Verwertungswege aufzeigen und kann Unterstützung für Maßnahmen zur gewinnbringenden Verwertung von Biomasse aus Nasswiesen bereitstellen. 

4.4 Bietet das Projekt eine Unterstützung für Betriebe während der Umstellungsphase an? Grundsätzlich sollen über das Projekt Lösungen und Wege gefunden werden, dass alle Betriebe im Projektgebiet ihre Flächen langfristig ressourcenschonend weiterbewirtschaften können. Hierfür sollen neue Verwertungsoptionen gefunden werden, die sowohl die einzelnen Betriebe als auch die regionalen Strukturen berücksichtigen. 
Das Projekt bietet während der Laufzeit die Möglichkeit, entgangene Gewinne zu entschädigen. 

4.5 Werden Landwirtschaftsbetriebe im Nebenerwerb ebenso berücksichtigt? 
Alle Angebote und Entschädigungsoptionen gelten auch für kleinere Betriebe. Sollte Moortechnik für kleinere Betriebe interessant sein, könnte diese leihweise nach Bedarf zur Verfügung gestellt werden.

4.6 Veränderte Wasserstände erfordern möglicherweise eine veränderte Wege-Infrastruktur. Kann das Projekt dies finanzieren?
Ja, die Finanzierung einer Anpassung der Wege-Infrastruktur ist möglich, wenn diese durch eine projektbedingt veränderte Wasserhaltung erforderlich wird. 

5 Eigentümer:innen
5.1 Sind Schäden an Gebäuden zu befürchten?
Grundsätzlich werden Schäden an Infrastruktur und Bebauungen durch das Projekt ausgeschlossen. Hierfür werden entsprechende Planungen und hydrologische Modellierungen durchgeführt. 

5.2 Können wasserbauliche Maßnahmen umgesetzt werden, ohne dass die Flächeneigentümer:innen davon Kenntnis haben?
Nein, Veränderungen der Wasserspiegellagen erfordern wasserrechtliche Genehmigungsverfahren. Diese werden von der zuständigen Wasserbehörde geführt. Hierbei werden alle Betroffenen beteiligt und gehört. Behördliche Entscheidungen berücksichtigen die Interessen und Rechte aller Beteiligten.

5.3 Ist ein Wertausgleich für Eigentümer:innen landwirtschaftlicher Flächen vorgesehen? Eine Erhöhung des Wasserstandes auf 0 bis 20 Zentimeter unter Flur kann zu einer Verschlechterung der Futterqualität und je nach Betriebskonzept zu abnehmenden Erträgen führen. Auf anderen Flächen, die derzeit von Sommertrockenheit stark betroffen sind, kann eine Erhöhung des Wasserstandes zu einer Verbesserung der Erträge führen. Für unvermeidbare Wertverluste werden Eigentümer:innen im Rahmen des Projektes entschädigt, z. B. durch Ankauf von Flächen oder abgezinste Ausgleichszahlungen.

5.4 Viele Häuser haben jetzt schon nasse Keller. Wie soll das nach einer Erhöhung der Wasserstände werden? 
Durch das Projekt sollen und dürfen keine Wohnbebauungen und Infrastrukturen gefährdet werden. Hierfür werden hydrologische Gutachten und Modellierungen erstellt. Ziel ist es, einen Weg zu finden, die Moorböden bestmöglich zu schützen, ohne Infrastrukturen zu beeinträchtigen. 

5.5 Wann werden Eigentümer:innen beteiligt? 
Das Projektgebiet befindet sich zum Großteil im Eigentum von Privatpersonen. Eine Beteiligung der Eigentümer:innen wird erst während der Planungsphase stattfinden. Bei Fragen zum Projekt können sich Eigentümer:innen gerne jederzeit an das Projektteam wenden.

5.6 Wonach werden die Preise für den Flächenkauf und die Entschädigung bestimmt? 
Es werden ortsübliche Preise bezahlt. 

6 Besucherlenkung und Tourismus
6.1 Was kann das Projekt für die Gemeinde tun?
Neben der Unterstützung der landwirtschaftlichen Betriebe und ggf. dem Aufbau von Verwertungsstrecken für Biomasse in einzelnen Gemeinden will das Projekt die lokale Wirtschaft stärken. Für die nachhaltige Erholungsnutzung wird ein Konzept zur Besucherlenkung entwickelt. Im Rahmen der Umsetzung besteht die Möglichkeit, infrastrukturelle Maßnahmen zu unterstützen. Dazu gehören die Errichtung von Radwegen, Aussichtstürmen, Naturlehrpfaden und Rastplätzen für Wasserwanderer oder die Unterstützung eines Wassertaxis zwischen Niederfinow und Oderberg. 

6.2 Die Biosphärenreservats-Verordnung verbietet eine Befahrung der Wriezener Alten Oder und des Bad Freienwalder Landgrabens. Was soll konkret für den Kanutourismus getan werden? 
Es ist richtig, dass der Bad Freienwalder Landgraben ohne eine Genehmigung nicht befahren werden darf (Verbot gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 5 der Verordnung zum Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (NatSGSchorfhV). Dies gilt auch für die Wriezener Alte Oder ab Bralitz in Richtung Schiffmühle. Hier hat der Landkreis Märkisch-Oderland eine begrenzte Anzahl von Vignetten erteilt, die jährlich erworben werden können. Eine Befahrung des Finowkanals, der Havel-Oder-Wasserstraße von Eberswalde bis Hohenwutzen, ist dagegen möglich. Im Rahmen des Konzeptes für eine nachhaltige Erholungsnutzung wird geprüft, welche Unterstützung für Wasserwanderer auf den freigegebenen Wasserstraßen sinnvoll und möglich ist. Dies kann auch außerhalb des Projektplanungsraumes umgesetzt werden. Weiterhin wird geprüft, ob eine alternative Gewässerverbindung vom Hafen in Bad Freienwalde zur Wriezener Alten Oder gebaut werden kann. 

7 Klimaschutz
7.1 Mit dem Projekt soll etwas für den Klimaschutz getan werden. Aber ist das denn gerechtfertigt? 
Die Emissionen aller trockenen Moore in Brandenburg entsprechen etwa den Emissionen des gesamten Verkehrssektors des Bundeslandes. Daher spielen Moore eine erhebliche Rolle für den Klimawandel. Strategie des Landes Brandenburg ist es, diesen klimaschädlichen Ausstoß nicht zuletzt in Verantwortung für künftige Generationen zu minimieren. Die Moorböden im Unteren Finowtal und Niederoderbruch emittieren jährlich ca. 30.000 Tonnen CO2- Äquivalente. Das entspricht den Emissionen von 6.200 Fahrten mit einem Auto um die Erde bzw. 249.000.000 Kilometer. 

7.2 Was kann konkret an CO2-Äquivalenten eingespart werden, wenn der Wasserstand angehoben wird?
Im Optimalfall können bei flurnahen Wasserständen Emissionen von Treibhausgasen auf 0 Tonnen CO2-Äquivalente pro Hektar und Jahr verringert werden. 

7.3 Überstaute Moore setzen zunächst höhere Mengen Methan frei. Wie passt das zusammen? 
Ein großflächiger Überstau der Flächen ist kein erklärtes Projektziel. Es geht um flurnahe Wasserstände von 0 bis 20 Zentimeter unter Geländeoberfläche. 

8 Sonstiges
8.1 Kann eine Moorvernässung eine Insektenplage nach sich ziehen?
Im Rahmen des EU-LIFE-Schreiadler-Projektes wurde das Vorkommen von blutsaugenden Insekten nach der Wiedervernässung untersucht. Hierbei wurde ein besonderer Fokus auf bewohnte Ortslagen in Moornähe gelegt. Die Studie ergab, dass es nach Abschluss der Maßnahmen zu keinen Stechplagen in den Orten kam. Die untersuchten Arten wiesen mehrheitlich eine geringe Populationsdichte auf. Die eigentliche Vernässungsfläche stellte keinen dauerhaft geeigneten Lebensraum für Insekten dar. Auch nach der Vernässung kamen Stechmücken überwiegend aus Regentonnen oder kleinen temporären Pfützen. 

8.2 Unsere Gemeinde plant derzeit Infrastrukturvorhaben im Projektgebiet. Ist dies dann noch möglich, sollte das Projekt bewilligt werden? 
Geplante Infrastrukturvorhaben sollten den Projektverantwortlichen zeitnah bekannt gegeben werden, um diese frühzeitig zu berücksichtigen. Das Projekt kann keine der geplanten Infrastrukturvorhaben behindern. In den entsprechenden Bereichen können dann ggf. keine Maßnahmen umgesetzt werden. 

8.3 Bei Amalienhof darf Torf für die Kurklinik Bad Freienwalde entnommen werden. Wie soll es weitergehen? 
Die Entnahme des Torfes und seine Rückführung nach Verwendung ist mit der Verwaltung des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin abgestimmt. Das Projekt ändert an dieser Situation nichts; der Torfabbau kann weiterhin im genehmigten Ausmaß stattfinden. Durch die Vernässung kann die Torfqualität überdies verbessert bzw. stabilisiert werden, da die Torfe damit weniger der Gefahr einer Austrocknung unterliegen.