Das Projekt!
Das Projekt „Niederoderbruch und Unteres Finowtal“ ist ein Naturschutzgroßprojekt im Nordosten Brandenburgs, initiiert vom Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in Zusammenarbeit mit dem WWF Deutschland und der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe. Ziel ist es, die hydrologischen Bedingungen und die Biodiversität in der Niederoderbruch- und Finowtal-Region zu verbessern. Das Projektgebiet umfasst etwa 7.000 ha. Die Kosten für dieses Vorhaben werden vorerst mit etwa 27 Mio. EURO veranschlagt. Die Finanzierung erfolgt im Rahmen des Förderprogramms „chance.natur“. Der Projektantrag, mit dem WWF als Hauptantragsteller, wurde bereits beim Bundesamt für Naturschutz BfN eingereicht.
Weitere Informationen zum Projekt können auf der Internetseite der Verwaltung des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin abrufen werden.
Den kompletten Projektantrag können Sie über folgenden Button runterladen und anschauen.
Zusammenfassung des Großnaturschutzprojekts "Niederoderbruch und Unteres Odertal" vom 19.3.2024
Im kommenden Absatz folgt eine möglichst neutrale Zusammenfassung des Projektantrags, der mit allen Wahrheiten und Unwahrheiten beim BfN eingereicht wurde.
Der Projektantrag wurden im Juni 2024 durch Anfrage des Amtsdirektors Jörg Matthes (Amt Britz-Chorin-Oderberg) durch die Biosphärenreservatsleitung Dr. Martin Flade zur Verfügung gestellt (ohne genaue Kostenschätzung) und trifft auf 137 Seiten folgende Aussagen:
- Der Förderantrag wurde eingereicht am 19. März 2024 beim Bundesamt für Naturschutz (BfN) als Modellvorhaben im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK)
- Eingereicht wurde der Antrag durch die Umweltstiftung WWF Deutschland gemeinsam mit den Projektpartnern Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und der NABU Stiftung. Der Projektzeitraum umfasst 13 Jahre (2024 bis 2037)
- Der Planungsraum umfasst eine Fläche von 7.112 ha zwischen Bad Freienwalde im Süden, Eberswalde im Westen und Oderberg im Norden. Mit ca. 5.100 ha liegt der überwiegende Planungsraum im UNESCO Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.
- Das Gebiet ist laut Antragsteller eine der „größten Moorlandschaften im Nordosten des Landes Brandenburg“. „Das Gebiet besitzt ein sehr hohes Potenzial sowohl für die Regeneration teilentwässerter Moorböden, die Reduktion von Treibhausgasemissionen, die ökologische Aufwertung von Feuchtbiotopen, die Vernetzung wertvoller Fließgewässerbiotope und die Entwicklung kontinentaler Steppenrasen.“
- Auf der Grundlage von stichprobenhafte Bodenuntersuchungen liegen im Planungsraum 1.540ha Moorböden vor. Im Niederoderbruch sind vorwiegend grundwasserbeeinflusste Auenlehme und Moorböden zu finden, im Unteren Finowtal dominieren Torfmoore.
- Ziel des Projektes ist es durch eine „nachhaltige Moornutzung“ die Wiedervernässung Kohlenstoff langfristig zu binden und die Emissionen aus entwässerten Niedermooren zu verringern. „Das Projekt bietet aber auch eine Chance für die Menschen vor Ort, ihre Kulturlandschaft zu erhalten und gleichzeitig den heutigen globalen Herausforderungen proaktiv zu begegnen – allen voran dem Klimawandel.“
- Um das Pariser Klima-Abkommen vereinbarte 1,5°C-Zieles einzuhalten, leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag. Hierzu sei in Brandenburg eine jährliche Vernässung von 9.000ha ab dem Jahr 2024 notwendig.
- Es sollen Artenschutz mit Moor- und Klimaschutz sowie Landnutzung großflächig vereint werden. Hochwasserschutz - Wasserbauliche Maßnahmen sollen hochwasserneutral oder sogar hochwasserentlastend sein.
- Erste Einschätzungen des zuständigen Referates W16 beim LfU seit das Projekt als hochwasserneutral einzustufen
- Auf die Hauptvorfluter des Oderbruchs bestehen keine Auswirkungen, beschränken sich die Maßnahmen ausschließlich auf die Binnen- und Polderflächen
- Ein hydrologisches Gutachten soll innerhalb des Projektes die Sorge vor zunehmenden Hochwassergefahren nehmen. Maßnahmen
- Alle baulichen Veränderungen benötigen wasserrechtliche Genehmigungen
- Um ein höhere Akzeptanz für Staumaßnahmen zu schaffen, soll in den ersten Jahren Probestaue umgesetzt werden und die in Abstimmung mit dem GEDO und dem Wasser- und Bodenverband Finowfließ seien defekte Stauanlagen ermittelt worden, die Instand gesetzt werden sollen
- Der Schöpfwerksbetrieb Liepe soll reduziert werden.
- die Nutzung des landwirtschaftlichen Flächen ist sehr intensiv und die Landwirte klagen über zu trockene Böden
- Projektfinanzierung: 20% durch Eigenmittel WWF und NABU Stiftung und 80% von Bundesamt für Naturschutz.
- Finanzbedarf: etwa 27 Mio. EURO für Umsetzung der Maßnahmen und Personal und etwa 36,3 Mio. EURO für Flächenerwerb
Weitere Maßnahmen sind in mehreren Arbeitspaketen beschrieben:
- Rückbau von Entwässerungsgräben,
- Wiederherstellung des Wasserhaushaltes
- Wasserrückhalt
- Gewässerrenaturierung
- Anschluss von Altarmen, Alte Finow an Finowkanal
- Wiederherstellung von Gewässeraltläufen des Finowkanals und Alte Finow Oderberg
- Dynamisierung Freienwalder Landgraben
- Anschluss Freienwalder Hafen an Wriezener Alte Oder
- Messungen von Treibhausgasemissionen,
- Aufbau von Wertschöpfungsketen für die Verwertung von Biomasse aus Nasswiesen,
- moorbodenschonende Nutzung
- Umwandlung von Ackerland in Grünland
- Intensivierung der Pflege von Trockenrasenhänge
- Besucherlenkung, Informationstafeln und Infoständen, Entwicklung von Naturerlebnispfaden
Es ist nicht bekannt, mit welchem finanziellen Umfang diese Maßnahmen umgesetzt werden.
Flächenverfügbarkeit / Flächensicherung
- Mit der Sicherung der Flächenverfügbarkeit soll unmittelbar begonnen werden.
- Die NABU-Stiftung verfügt bereits über Eigentumsflächen im Projektgebiet mit einer Gesamtfläche von 45,9 ha.
- „Die im Projekt vorgesehenen Maßnahmen zur Stabilisierung des Landschaftswasserhaushaltes und zum Moorschutz ziehen weitreichende Veränderungen der betroffenen Flächen nach sich. Die bisherigen Formen der Bewirtschaftung werden angepasst werden müssen, und bei weitreichenden Anpassungen der Grundwasserflurabstände und einhergehender Veränderungen der Vegetation sind aus Sicht der Flächeneigentümer Wertminderungen zu erwarten. Zur Akzeptanz des Projektes sollen die Maßnahmen so ausgestaltet werden, dass sie von Eigentümern und Bewirtschaftenden mitgetragen werden.“
- „Es ist daher angezeigt, unmittelbar ab Projektbewilligung mit der aktiven Sicherung der Flächenverfügbarkeit zu beginnen und nicht erst bei der Maßnahmenumsetzung.“
- Schwerpunkt im Flächenerwerb liegt auf den land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen. Die Kosten für die Kauf- /Entschädigungen belaufen sich im Projektzeitraum auf 36.244.516€ (zu 100% aus Steuergeldern inkl. Nebenkosten) und betreffen eine Fläche von 2.388 ha. 80% der Flächen sollen über den Ankauf und 20% der Flächen sollen über Ausgleichzahlungen gesichert werden.
Aussagen zur Akzeptanz
- Der Wasser- und Bodenverband (WBV) Finowfließ und der Gewässer- und Deichverband Oderbruch (GEDO) stehe dem Projekt „grundsätzlich aufgeschlossen und konstruktivunterstützend gegenüber“.
- Zu den aufgeführten neun projektbezogenen Informationsveranstaltungen war der GEDO nicht offiziell eingeladen worden. Er nahm durch die Weiterleitung des Termins durch kommunale Vertreter an zwei Veranstaltungen teil.
- Landwirtschaftliche Betriebe stehen dem Projekt ebenfalls aufgeschlossen gegenüber
- die Stimmung auf den Informationsveranstaltungen waren durchwachsen, es muss hier und da noch etwas Überzeugungsarbeit geleistet werden
Projektbegleitende Arbeitsgruppen
- Gründung von projektbegleitenden Arbeitsgruppen (PAG) zur Steigerung der Projektakzeptanz
- PAG bestehend aus: WWF, NABU, BR Schorfheide-Chorin, BfN, BMUV, Land Brandenburg, Kommunen, Landeigentümer, Wasser- und Bodenverbände, Behördenvertreter, Naturschutzexperten und Landwirte
- PAG's sollen grundsätzlich nur beratenden Charakter haben
Kritik am Projektantrag "Niederoderbruch und Unteres Finowtal"
Die Aussagen zur Akzeptanz des Projekts im Antrag müssen bereits hinterfragt werden. Während betont wird, dass eine grundsätzliche Bereitschaft der Landnutzer zur Beteiligung am Projekt zumindest bei den größeren Betrieben bestehe, unter der Voraussetzung der Etablierung einer funktionierenden Wertschöpfungskette, fehlen noch immer konkrete Angaben dazu, um wen es sich dabei handeln soll. Anfragen zur Nennung der Landnutzer bzw. zur konkreten Zahl der Betriebe blieben unbeantwortet. Zudem wird angeführt, dass der Wasser- und Bodenverband (WBV) Finowfließ und der Gewässer- und Deichverband Oderbruch (GEDO) dem Projekt aufgeschlossen und konstruktiv-unterstützend gegenüberstünden. Beschlüsse der jeweiligen Verbandsversammlungen sind nicht bekannt. Es gibt Hinweise auf mangelhafte Kommunikation seitens des Antragstellers und seiner Projektpartner. Abweichend zur Darstellung im Antrag wurde auf Informationsveranstaltungen das Projekt nicht nur überwiegend skeptisch, sondern sogar kritisch gesehen. Beschlüsse, mit denen sich betroffene Gemeindevertretungen gegen das Projekt aussprechen sollten bei der Prüfung des Antrags nicht unberücksichtigt bleiben. Ohne freiwillige und überzeugende Beteiligung der Landnutzer ist der Projekterfolg fraglich. Es besteht der Eindruck, dass der Projektantrag auf großflächigen Flächenerwerb durch die Nabu-Stiftung und nicht auf nachhaltige Vereinbarungen mit landwirtschaftlichen Bewirtschaftern abzielt. Das Projekt wird zu einer großflächigen Übertragung von Grundeigentum an Naturschutzorganisationen führen, was negative wirtschaftliche und soziale Auswirkungen auf die Region haben könnte. Die Zusammensetzung der geplanten projektbegleitenden Arbeitsgruppe erscheint ungeeignet, eine echte Partizipation der lokalen Akteure zu gewährleisten.
Die Ausweisung des Niederoderbruchs als Überschwemmungsgebiet und deren wasserabführende Funktion für das Oderbruch werden von den Projektinitiatoren kleingeredet bzw. ignoriert. Katastrophenschutz und THW sowie der GEDO sind auf diese Funktion angewiesen. Eine Hochwassersituation wird durch ein vernässtet Niederoderbruch enorm und unnötig verschärft. "Wenn die Wanne voll ist, ist sie voll."
Die geplante Vernässung des Niederoderbruchs stellt einen außerordentlichen Eingriff zweier privatwirtschaftlicher Unternehmen in eine Kulturlandschaft und über den Köpfen der Einwohner und Eigentümer dar. Finanziert vom Steuerzahler....
die Projektfinanzierung
Der ursprüngliche Finanzplan sah eine Gesamtinvestition von ca. 25,6 Mio. EURO vor. Davon fielen etwa 8,5 Mio. EURO für den Erwerb von Land!
Im eingereichten Projektantrag werden allerdings über 36 Mio. EURO für den Landkauf bzw. die Enteignung von Flächen vorgesehen. Dies soll zu 100% vom Bund finanziert werden inkl. Nebenkosten. Neuer Eigentümer und Flächenverwalter soll dann die NABU-Stiftung sein. Die kann dann mit diesen Flächen Geld verdienen, indem sie landwirtschaftliche Fördermittel beantragt oder Vertragsnaturschutz mit dem Land Brandenburg betreibt.
Für die Umsetzung der Projektmaßnahmen und zur Finanzierung der Personalkosten werden insgesamt noch einmal etwa 27 Mio. EURO angesetzt. Diese sollen zu 80% vom Bund gefördert werden.
Ein detaillierter Finanzplan wurde der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung gestellt. Vermutlich hat man noch andere Dinge zu verheimlichen, die mit Steuergeldern finanziert werden sollen.